Es ist Sommerpause – Zeit, die vergangene Spielzeit Revue passieren zu lassen. Werder Bremen
beendete diese auf Platz neun – verpasste das europäische Geschäft denkbar knapp und ist dennoch zufrieden mit dem eigenen Abschneiden.
Die Saisonvorbereitung beginnt bekanntlich immer Anfang Juli. Bei Werder wurde es jedoch ein wenig früher schon spannend, mit einem Paukenschlag auf dem Transfermarkt. Naby Keita, mit Liverpool siegreich in der Premier League und Königsklasse, wechselt ablösefrei an die Weser. Dies entfachte direkt eine Euphorie, Erinnerungen an alte europäische Zeiten kamen hoch.
Richtig los ging es dann Mitte Juli. Nach den klassischen Leitungstests, ersten Trainingseinheiten in
Bremen und der ersten Keita-Verletzung startete das Sommertrainingslager im Zillertal – zwei Wochen schwitzen in den Alpen. Mit der DeichStube waren wir gemeinsam vor Ort – konnten so täglich Eindrücke sammeln und über alles Wissenswerte berichten.
Der Saisonstart sollte sich als schwierig gestalten – direkt das Erstrunden-Aus im Pokal, nur 2 Siege aus den ersten neun Partien, dazu der Abgang von Nationalspieler und Publikumsliebling Niclas Füllkrug kurz vor Transferschluss. Die Stimmung rund um Werder war geknickt, die Sorge vor einer so oft zitierten „schweren zweiten Saison“ im Oberhaus groß.
Bis zum Winter schafften die Grün-Weißen sich zu fangen, überwinterten auf Platz 13. Und einer stach mit der Zeit immer mehr heraus: Justin Njinmah. Nach eineinhalb Jahren Leihe kehrte er von Dortmunds U23 zurück, erkämpfte sich unter Ole Werner einen Stammplatz und entwickelte sich zum neuen Liebling der Fans.
Nach der Winterpause war die Freude in Bremen riesig. Denn eine 16 lange Jahre währende Durststrecke konnte endlich beendet werden, als Werder Bremen erstmals wieder gegen den Rekordmeister Bayern München gewinnen konnte. 30 Spiele in der Bundesliga ohne einen einzigen Sieg gegen die Bayern ehe Mitchell Weiser und Co jubeln durften. In Bremen entwickelte sich dadurch eine Euphorie, die später in der Saison noch die Europapokal-Hoffnungen entflammen sollte.
Nachdem Geschäftsführer Frank Baumann im November 2023 sein Amtsende zum Somer bekannt gegeben hatte, startete Werder einen zähen Prozess zur Nachfolgefindung. Am Ende war der Weg doch sehr kurz: Clemens Fritz wird ab Sommer 2024 Werders neuer starker Mann.
Im Februar feierte Werder abseits des Platzes: 125 Jahre Werder Bremen. Dabei wurden Niclas und ich vom Verein zur Feier eingeladen, begegneten auf dem „grünen“ Teppich Legenden wie Diego, Per
Mertesacker oder Thomas Schaaf. Mein persönliches Highlight: der ausgestellten Meisterschale einmal ganz nah kommen!
Im Frühjahr geriet die Mannschaft von Cheftrainer Ole Werner ins Wanken, sieben sieglose Spiele ließen Werder wieder in die gefährliche Abstiegsregion rutschen. Viele Fans äußerten mehr und mehr ihren Unmut, forderten teilweise auch die Entlassung des Trainers. Zeitgleich verkündete der nächste Werderaner das Ende seiner Zeit bei Grün-Weiß, zeitgleich auch das seiner besonderen Karriere: Christian Groß. Wir konnten für Sport1 mit ihm exklusiv über Höhe- und Tiefpunkte seiner vergleichsweise kurzen (Profidebüt erst mit 29 Jahren) Laufbahn sprechen.
Ich schrieb schon von Europapokal-Hoffnungen – diese finden nun ihren Platz. Und ironischerweise
haben diese etwas mit der Suspendierung keines Geringeren als „Königstransfer“ Naby Keita zu tun. Vor dem Auswärtsspiel gegen Leverkusen verweigerte dieser die Reise zum späteren Deutschen Meister und wurde im Anschluss für den Rest der Saison aus dem Regelbetrieb suspendiert.
In den folgenden fünf Partien bis zum Ende der Saison kassierte Werder Bremen keine Niederlage,
mauserte sich von der Abstiegszone in Richtung Europapokal-Plätze. Mit dem großen Finale am 34.
Spieltag daheim in Bochum. Am Ende sollte es jedoch knapp nicht reichen. Es fehlten nur zwei Tore für den ganz großen Wurf. Trotzdem war der Saisonabschluss im Weserstadion ein Festtag für Grün-Weiß: Saisonbestleistung gegen den VfL Bochum, die Verabschiedungen von Frank Baumann, Christian Groß und der langjährigen Nummer 1 Jiri Pavlenka. Das Alles sorgte für Gänsehautmomente an der Weser.
Es war eine Saison mit Höhen und Tiefen – eine absolute Achterbahnfahrt der Gefühle nicht nur für die Fans, denn auch für uns beeinflusst das sportliche Abschneiden des Vereins die Arbeit rund um Werder Bremen.
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