Die Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland hat viele Menschen berührt. Für uns bei RUN Forward Media ist der rollende Ball das Tagesgeschäft. Eine Heim-EM ist aber selbstverständlich auch für uns etwas ganz Besonderes.
In diesem Blog-Beitrag schreiben wir aus drei verschiedenen Perspektiven über unsere Erlebnisse während des Turniers. Die Autoren sind dabei Niclas Löwendorf, Dennis Trolldenier und Ferdinand von Stolzmann.
Meine Rolle bei der EM...
Ferdi: Da Sport1 nur ein begrenztes Kontingent an Akkreditierungen für das Turnier hatte, konnte ich leider nicht zu den Spielen fahren und Spieler in der Mixed Zone interviewen. Stattdessen fiel mir die Rolle des Fanreporters zu. Bei den deutschen Spielen habe ich mich auf der Fanmeile in Berlin vor dem Brandenburger Tor unter die Fans gemischt und über die Stimmung bei den Anhängern berichtet. Das heißt auch, dass ich aus unserem Team der Einzige war, der während und mit den Spielen des DFB gearbeitet hat. Auch wenn ich natürlich gerne mal im Stadion gewesen wäre, so hatten dienEinsätze in der Fanzone Berlin auch immer wieder ihre Vorteile. Während Dennis und Löwi im Pressebereich in den Stadien für einen Apfel schon 2,50€ zahlen mussten, habe ich im Pressezelt der Fanzone gratis Getränke und Leckerbissen wie Roastbeefsandwiches bekommen ;) Neben den Einsätzen auf der Fanmeile, war ich auch schon im Vorfeld des Turniers fleißig unterwegs. Ein Höhepunkt, bei dem ich dann auch endgültig dem EM-Fieber verfallen bin, war die Ankunft der türkischen Mannschaft in Barsinghausen nahe Hannover. Viele gut gelaunte und freundliche Fans, die alle gerne mit mir sprechen wollten und mir sogar Handyvideos von der Ankunft des Flugzeuges am Flughafen geschickt haben – so macht die Arbeit richtig Spaß!
Dennis: Ich war für Sport1 bei insgesamt 11 Spielen vor Ort im Stadion, habe Stimmungseindrücke vor und nach den Spielen eingefangen und Spieler nachAbpfiff in der Mixed-Zone interviewt.
Löwi: Meine Hauptaufgabe war das Transportieren von Bildern, Emotionen, und Tönen nach den Spielen. Fanmärsche covern, Interviews nach dem Spiel mit den Akteuren, ab und an mal eine Live-Schalte oder ein Aufsager.
Mein erster Einsatz...
Ferdi: Der Startschuss für mich ins Turnier war auch der generelle Startschuss für alle 32 Teams. Zum Eröffnungsspiel zwischen dem DFB und Schottland bin ich zur Fanmeile nach Berlin gefahren und habe von der Stimmung in der Hauptstadt und auf der größten Fanmeile des Landes berichtet. Vor dem Brandenburger Tor wurde eine große Bühne aufgebaut, die von einem riesigen Fußballtor umrahmt wurde. In dem Tor selbst stand die Leinwand, auf der 60.000 Fans das Spiel schauen konnten. Die Größe dieser Leinwand hat einen sofort begeistert. Dazu kommt, dass die gesamte Straße des 17.Juli bis hin zur Siegessäule mit Fans gefüllt war – ein wahnsinniger Anblick. Meine Arbeit ging schon vor dem Anpfiff los. Keine Minute nachdem ich meine Sachen kurz abgelegt hatte, rief mich der Leiter der Sendung aus München an und bat mich, direkt einen Aufsager zu machen. Thema: Die vorrübergehende Sperrung der Fanzone aufgrund eines besitzerlosen Rucksacks. Da ich davon auf der langen Autofahrt nichts mitbekommen hatte, musste ich mich erstmal selbst informieren und mich bei den anderen Journalisten nach dem aktuellsten Stand erkunden. Da bei einer solchen dringlichen News natürlich auch ein gewisser Zeitdruck herrscht, musste ich dann schnell den Aufsager machen, damit Sport1 diesen auf allen Kanälen veröffentlichen konnte. Danach konnte ich erstmal das Spiel genießen und erleben, wie von Tor zu Tor die Stimmung immer ausgelassener wurde. Für die News-Sendung kurz nach Abpfiff sollte ich dann erneut einen Aufsager machen, diesmal mit dem Fokus auf die Reaktionen auf das 5:1 der deutschen Mannschaft.
Dennis: Mein erstes Spiel war Polen gegen die Niederlande im Hamburger Volksparkstadion. Vor allem die Niederländer haben stimmungstechnisch am ersten Tag ordentlich losgelegt. Sportlich gesehen hat Oranje einen 0:1-Rückstand in letzter Minute durch Wout Weghorst, einen alten Bekannten aus der Bundesliga, egalisiert.
Mein erster Einsatz mit EM-Bezug war jedoch schon das Auftakttraining der Niederländer in Wolfsburg. Meine erste Begegnung mit Virgil van Dijk und Co.
Löwi: Samstag, der 15. Juni, einen Tag nach dem Eröffnungsspiel im Berliner Olympiastadion. Spanien gegen Kroatien, schon früh durfte ich den späteren Turniersieger sehen. Den Favoritenstatus unterstrich Spanien mit einer souveränen 3:0-Halbzeitführung. Nach dem Abpfiff folgte ein Kampf um die Interviews. Denn das gehörte auch zu unseren Turniererfahrungen: Keine andere Nation war so schwierig in der Mixed Zone zu bearbeiten, wie der Europameister.
Das verrüvkteste Spiel...
Ferdi: Das war für mich ganz klar das knappe 1:1 gegen die Schweiz im letzten Gruppenspiel. Lange mussten alle Fans zittern und bangen, dann die späte Erlösung durch Niclas Füllkrug. Für mich war es die Partie, bei der ich gemerkt habe, dass diese Nationalmannschaft wieder die deutsche Bevölkerung erreicht und in ihren Bann gezogen hat. Der Jubel über den Ausgleich und den damit verbundenen Gruppensieg war groß, aber auch in den Minuten zuvor, in denen Deutschland nicht das Niveau der ersten beiden Partien abrufen konnte, war die Unterstützung permanent zu spüren. Arbeitstechnisch war der Gruppensieg für mich ein Segen. Nach dem Abpfiff waren alle Fans völlig aufgedreht oder wie Peter Schilling sagen würde „völlig losgelöst“. Es kamen also viele Fans von alleine auf mich zu und wollten unbedingt etwas in die Kamera sagen. So sammelte ich viele Fanstimmen von überschwänglich feiernden Fans, die den EM-Sieg vorhersagten, Füllkrug in die Startelf nominierten und Nagelsmann ein Denkmal bauen wollten – der Beitrag für Sport1 entsandt somit fast von alleine.
Dennis: Für mich war das Schweiz gegen Italien. Jeder dachte, dass der Titelverteidiger im Achtelfinale den kleinen Nachbarn aus der Schweiz klar schlagen und in die nächste Runde einziehen würde. Die "Schweizer Nati" hatte andere Pläne und besiegten die Italiener verdient mit 2:0, inklusive eines Traumtores von Augsburgs Ruben Vargas.
Löwi: Das war definitiv Niederlande - Österreich am dritten Spieltag der Gruppenphase. Begonnen hat mein Tag mit einem der vielen unglaublichen Fanmärsche von Oranje. Gefolgt von einem Spiel, das ein einziges Spektakel war. Zwei Mal glichen die Niederlande aus, am Ende hatte Marcel Sabitzer den Lucky Punch für die Österreicher zum 3:2 und beendete die womöglich härteste Gruppe als Erster. Vor dem Olympiastadion stieg eine riesige rot-weiße Party, in der ich zum Abschluss noch einen Aufsager produzierte.
Die coolste Fanerfahrung...
Ferdi: Für mich war das eigentlich das gesamte Turnier, bzw. die Spiele der deutschen Mannschaft. In der Fanzone war ich direkt an den DFB-Anhängern dran und konnte von Spiel zu Spiel erleben, wie die Euphorie und die Sehnsucht nach einem zweiten Sommermärchen immer größer wurden. Der Auftakt mit dem 5:1 gegen Schottland funktionierte da natürlich wie Raketentreibstoff. Aber auch in den Partien gegen Ungarn und die Schweiz steigerte sich die Euphorie auf jeweils ganz eigene Art und Weise. Gegen Ungarn feierte man einen souveränen Sieg als Favorit, gegen die Schweiz bejubelten die Fans die Comeback-Qualitäten des DFB. Das Achtelfinale gegen Dänemark setzte den Erlebnissen aus der Gruppenphase aber nochmal was drauf. Endlich gewann Deutschland mal wieder ein K.O.-Spiel bei einem großen Turnier und ließ die Fans stärker denn je vom Titel bei der Heim-EM träumen. Auch wenn gegen Spanien Schluss war, so kann ich festhalten, dass Deutschland seine Nationalmannschaft wieder gern hat und bereit ist, mit ihr durch Höhen und Tiefen zu gehen. In Hinblick auf eine hoffentlich lange Ära unter Julian Nagelsmann ist das für mich persönlich ein großer Erfolg, den ich in den kommenden Jahren als Grundstein für erfolgreiche Turniere sehe.
Dennis: Für mich gibt es nicht den einen besonderen Fan-Moment. Man muss die Niederländer erwähnen, die während der Fanmärsche stimmungstechnisch absolute Maßstäbe gesetzt haben. Dann die kleinen Nationen Georgien und Albanien, die ihre Mannschaften frenetisch gefeiert haben. Aber auch die türkischen Fans, die das Turnier teils zu einer gefühlten türkischen Heim-EM gemacht haben.
Löwi: Für mich sind das sicherlich die schon oft gefeierten niederländischen Fans mit ihrer Partylaune und dem EM-Song "Links Rechts". Das sympathischste Treffen entstand allerdings nach der Halbfinal-Partie Niederlande-England. In der Dortmunder U-Bahn nach dem Spiel kam ich mit einem Briten ins Gespräch, der seine Sicht auf den wenig ansehnlichen Southgate-Fussball erörterte. Seine große Hoffnung: Griechenland hat 2004 mit einem ähnlich unattraktiven Fußball auch die EM gewonnen!
Das besonderste Interview...
Dennis: Definitiv Khvicha Kvaratskhelia. Nach dem zweiten Gruppenspiel kam er zu uns in die Mixed-Zone und sprach über die anstehende Partie gegen Portugal und Cristiano Ronaldo. Für ihn eine besondere, da er erstmals auf dem Platz auf sein Idol aus Kindheitstagen treffen würde. Das Leuchten in seinen Augen konnte man schon da sehen. Und dann gewinnt Georgien auch noch gegen Portugal und zieht dadurch ins Achtelfinale ein!
Löwi: Von den großen Namen waren das sicherlich Luka Modric oder Kylian Mbappe, der ein paar Fragen in der Mixed Zone beantwortete. Das emotionalste war allerdings mit jemanden, den man nicht auf der Liste haben wird: Klaus Gjasula. Bei der sowieso schon historischen EM für die Albaner spielte Gjasula am zweiten Spieltag gegen Kroatien die prägende Rolle: Eingewechselt in der 72. Minute, fabrizierte er nur vier Minuten später die kroatische Führung per Eigentor. Aber eben auch jener Gjasula war es, der dann in seinem alten Wohnzimmer Volksparkstadion den Lucky Punch setzte und in der 95. Minute das 2:2 erzielte. Der einzige Punktgewinn der Albaner bei der EM! Für den 34-Jährigen eine Achterbahnfahrt der Gefühle, der auf meine Frage nach dem Spiel folgendes sagte: "Ich bin die ersten Minuten durch die Hölle gegangen - um am Ende im Paradies zu landen." Und natürlich holte er sich standesgemäß kurz vor Abpfiff auch noch seine klassische gelbe Karte ab - ohne wäre es ja auch nicht authentisch.
Mein Erlebnis beim Finale ...
Dennis: Der Höhepunkt des Turniers, auch für mich persönlich. Schon Vormittags sorgten spanische und englische Fans für Stimmung in ganz Berlin. Große Musikshow vor dem Spiel, eine vor allem spannende zweite Halbzeit und ein verdienter Europameister. Im Ganzen ein Ereignis, das man nie wieder vergessen wird.
Löwi: Die Stunden vor dem Anpfiff. Angefangen mit einer Liveschalte in den Sport1-Doppelpass. Dann hieß es: Stimmung aufsaugen und drehen. Und: die Fanfeste besuchen. Vom englisch-dominierten Breitscheidplatz ging es zur Messe, die in roter Hand war. Zwischendurch noch ein Konzert von Andre Schnura, dem Saxophonisten, der durch die EM einen großen Hype erfahren hat. Überall diese positive Stimmung, die Vorfreude auf das letzte große Fußballfest - letztendlich das, was die EM in Deutschland auch ausgemacht hat.
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