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Schleswig-Holsteins doppelte Bundesligapremiere

  • Autorenbild: Ferdinand von Stolzmann
    Ferdinand von Stolzmann
  • 19. Mai
  • 5 Min. Lesezeit

Die Bundesligasaison 2024/2025 ist seit diesem Wochenende beendet. Die Bayern sind mit großem

Abstand Deutscher Meister geworden und mit dem VfL Bochum und Holstein Kiel müssen zwei von vornherein als Abstiegskandidaten gehandelte Teams den Weg in die 2.Bundesliga antreten. Keine großen Überraschungen also - und trotzdem wird mir diese Spielzeit in ganz besonderer Erinnerung bleiben.


Spannender Moment in den Kieler Katakomben: Trikottausch zwischen Harry Kane und Lewis Holtby
Spannender Moment in den Kieler Katakomben: Trikottausch zwischen Harry Kane und Lewis Holtby

Nachdem ich mein Volontariat im Februar 2024 begonnen habe, bin ich praktisch direkt ins kalte Wasser gesprungen und habe den Beruf eines Videojournalisten bzw. Sportreporters mitten in der laufenden Saison kennengelernt. Für mich war jeder Tag eine neue Herausforderung. Was wird passieren? Wie muss ich darauf reagieren? Was ist genau von mir gefordert? In vielen Situationen bin ich einfach reingegangen, ohne einen konkreten Plan zu haben. So habe ich immer viel gelernt und Erfahrungen gesammelt, die ich mittlerweile ganz selbstverständlich im täglichen Arbeiten für mich nutze.

Die Spielzeit 2024/2025 war aber nicht nur meine erste komplette Saison in dem Business, sondern auch die Bundesligapremiere von Holstein Kiel. Irgendwie ja auch logisch: Immerhin kommen wir beide aus Schleswig-Holstein.


Ein Reporter aus Schleswig-Holstein beim ersten Bundesligisten aus dem nördlichsten Bundesland (Hier mit Holstein Kiels Timo Becker)
Ein Reporter aus Schleswig-Holstein beim ersten Bundesligisten aus dem nördlichsten Bundesland (Hier mit Holstein Kiels Timo Becker)

Passend dazu starteten die KSV und ich gemeinsam in dieses Abenteuer. Trainingsauftakt im benachbarten Gettorf, da die eigentliche Trainingsanlage der Störche noch für die Bundesliga auf Vordermann gebracht werden musste. Zu der Zeit war ich knappe 5 Monate bei RUN Forward und ein Aufsagerstück war für mich kein Problem mehr. Aber sich spontan innerhalb weniger Augenblicke an Situationen anzupassen fiel mir doch noch schwer. Nach dem Training hatte ich gemeinsam mit einem Kollegen vom SID die Gelegenheit, mit Trainer Marcel Rapp und Torhüter Timon Weiner zu sprechen. Die Runde mit Rapp war schon im Vorfeld kommuniziert worden. Die mit Weiner allerdings nicht und so tat ich mich deutlich schwerer in der kurzen Zeit auch individuelle Fragen an den Spieler zu stellen. Jetzt, eine Saison später, habe ich bei mir in diesem Punkt eine große Entwicklung festgestellt.


Hexenkessel Holstein-Stadion
Hexenkessel Holstein-Stadion

Vergangene Woche war ich erneut in Kiel. Das Szenario war mit dem aus der Saisonvorbereitung identisch. Die Kieler Profis trainierten und anschließend gab es eine Runde mit Trainer Rapp und einem Spieler. Maximal zehn Sekunden, bevor die erste Frage an den Spieler gestellt werden konnte, habe ich erfahren, dass es sich um Steven Skrzybski handelt. Durch die gesammelte Berufserfahrung in den vergangenen 15 Monaten war ich zum einen deutlich abgeklärter und bin nicht in Panik verfallen und zum anderen war ich mit dem Verein und seinen Spielern durch die enge Beziehung, die man zwangsläufig als Reporter aufbaut, so sehr vertraut, dass ich ohne groß zu überlegen eine ganz persönliche Frage stellen konnte. Im letzten Saisonspiel ging es für die KSV bekanntlich gegen den BVB, der gewinnen musste, um in die Champions League zu kommen. Mir fiel sofort ein, dass Skrzybski nicht nur für Schalke 04 gespielt hat, sondern auch nach wie vor als Fan sogar das Stadion in Gelsenkirchen besucht. Ich stellte also die Frage: „Inwiefern ist deine Verbundenheit zu Schalke eine Extramotivation, den Dortmundern die Champions-League-

Qualifikation zu vermiesen?“ Ich erntete von ihm einen ehrlichen kurzen Lacher und anschließend eine schönen O-Ton, den ich super in meine MAZ einbauen konnte: „Alle wissen, dass ich für dieses Spiel brenne.“


Ein gern gesehener Interview-Gast: Steven Skrzybski
Ein gern gesehener Interview-Gast: Steven Skrzybski

Das führt mich direkt zu einem weiteren Punkt. In meinen ersten Monaten habe ich vieles einfach auf mich wirken lassen und geschaut, was machen eigentlich die erfahrenen Journalisten um mich herum und was kann ich daraus lernen und für mich ableiten. Das hat dazu geführt, dass ich mich häufig in die Rolle des Beobachters begeben habe. Ganz nach dem Motto: Die wissen was sie tun und als junger, unerfahrener Volontär habe ich da nichts zu melden. Dieses Verhalten habe ich zum Glück mittlerweile abgelegt. Das liegt vor allem daran, dass ich einfach viel besser vorbereitet an die Aufgaben herangehe. Bevor ich auf eine Pressekonferenz oder zu einer kleinen Medienrunde wie in Kiel gehe, überlege ich mir: Was will ich mit meinem Beitrag den Zuschauern vermitteln und was benötige ich dafür? So weiß ich vorher schon welche Fragen ich stellen muss, damit mein Plan auch wirklich aufgeht. Zu Beginn meines Volontariats habe ich dagegen häufig immer nur geschaut, was bietet sich jetzt an, anstatt aktiv Einfluss darauf zu nehmen.

Im Februar kam ich praktisch wie ein Wintertransfer neu ins Team und musste ohne große Vorbereitung funktionieren. Im Sommer habe ich dann die Seite eines Sommerzugangs kennengelernt. Meine erste volle Saison beinhaltete daher natürlich auch ein Trainingslager. Mit der Deichstube durfte ich für gut zwei Wochen ins Zillertal fahren und Werder Bremen ganz nah und intensiv begleiten. In der Vorbereitung sind alle Trainer, Spieler und Funktionäre immer noch etwas lockerer und das Arbeiten mit ihnen ist ganz entspannt und fröhlich.

Trotzdem macht die richtige Saison einfach mehr Spaß! Und meine Eltern haben schon immer zu mir gesagt: Wenn man Spaß hat, dann vergeht die Zeit wie im Flug. Ein Spruch, den wahrscheinlich schon jeder ein dutzendmal gehört hat und genau weiß, dass er zutrifft. Noch heute kann ich mich ganz genau daran erinnern, wie ich in Gettorf am Trainingsplatz stand, mit den Augen erstaunt über die vielen Fans wanderte und plötzlich von einem Sommergewitter überrascht wurde. Das Ganze ist schon fast ein Jahr her, fühlt sich aber immer noch präsent an.

In dieser Saison habe ich das erste Mal beruflich zu einem Champions-League-Spiel fahren dürfen. Erst in Begleitung und am letzten Spieltag der Ligaphase dann ganz alleine. Es hat mich spontan zu einem Interview mit Huub Stevens in die Niederlande verschlagen, wo ich nicht nur eine wahre Kultfigur kennenlernen durfte, sondern auch ganz privat bei ihm zu Hause war. Auch in der 2.Bundesliga hatte ich viele tolle Tage. Auch wenn ich aus Schleswig-Holstein komme, bin ich schon als Kind immer Fan des HSV gewesen. Der Aufstieg war da natürlich das ganz große Highlight, aber auch der Weg dorthin war voller unvergesslicher Momente. Im Saisonendspurt durfte ich nach dem Spiel gegen den KSC erstmals im Volkspark nach Abpfiff Interviews mit Spielern und Trainern führen. Nach dem ersten Spieltag hatte ich ein tolles Gespräch mit Ransford Königsdörffer, an das ich mich noch so gut erinnern kann, als wäre es erst gestern gewesen. Ich kann gar nicht glauben, das alles bereits einige Monate in der Vergangenheit liegt.

Für die Anhänger von Holstein wird diese Spielzeit sicherlich auch trotz des Abstiegs viel Spaß gemacht haben und somit im Nu verflogen sein. Ich erinnere mich an das sensationelle 4:2 im heimischen Holstein-Stadion gegen Borussia Dortmund, den ersten Bundesligasieg gegen Heidenheim, den Punktgewinn nach 0:2-Rückstand beim Meister in Leverkusen und auch das Topspiel am Samstagabend gegen den großen FC Bayern München, das mit 1:6 verloren ging.

In der ewigen Bundesligatabelle steht Holstein Kiel mit 25 Zählern auf Rang 55 von 58. Punkte können die Störche frühstens wieder in der übernächsten Saison sammeln. Mein Bundesligaabenteuer geht wiederum zum Glück auch in der kommenden Saison weiter!

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