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  • AutorenbildFerdinand von Stolzmann

13 erste Male - Mein Start ins Volontariat

Ich kann mich noch sehr gut an meinen letzten Text erinnern, den ich in der Uni schreiben

musste. Es ging um einen Hockeyspieler, der gerade den Sprung in die Nationalmannschaft

geschafft hatte und kurz davor stand, seinen Traum von einer Olympia-Teilnahme zu erfüllen.

Genau diese Erfüllung habe ich immer wieder betont, um aufzuzeigen, dass wirklich alles in

den vergangenen Jahren auf dieses eine Ziel, diesen Traum hingeführt hat. Das Feedback

meines Dozenten war klar: „Sie dürfen nicht so häufig dieselben Wörter oder Ausdrücke

verwenden.“ Eine Anmerkung, die ich mir auf jeden Fall zu Herzen nehme, hier aber einfach

nicht berücksichtigen kann. Denn in meinen ersten Wochen bei RUN Forward habe ich so

viele Dinge zum ersten Mal gemacht.

Mit dem Tag meiner letzten Prüfung startete auch offiziell mein Volontariat bei RUN

Forward. Da ich aber auch am nächsten Tag direkt Geburtstag hatte, durfte ich direkt mal ein

langes Wochenende machen und meine letzten Tage als Student genießen. Sofort hat sich

gezeigt, ich komme in ein Team, in dem nicht nur professionelle Arbeit im Vordergrund

steht, sondern auch ein gutes Miteinander. An meinem ersten Tag habe ich dann zum ersten

Mal eine Kamera bedient, beziehungsweise es zumindest versucht. Fachausdrücke wie Sony

Alpha, Peaks, Gain, ND-Filter und Mic+48 klangen für mich wie ein Testdurchlauf eines

Raketenstarts, sind heute aber schon klar und selbstverständlich. Mit dieser Überdosis an neuen

Eindrücken und Wissen ging es für mich in der ersten Woche direkt zu einem Dartsturnier in

Hildesheim. Für mich war es ein weiteres erstes Mal. Völlig alleine und ohne Hilfe filmte ich

für Sport1 Schnittbilder und führte Interviews mit Spielern, die gleichzeitig bei dem Event

versuchten, sich eine Zukunft als Profi im Dartssport zu erspielen. Allerdings war es auch für

die Spieler ein erstes Mal. Denn zum ersten Mal fand ein Event der neugegründeten PDC

Europe NextGen statt. Mir wurde diese Feuertaufe allerdings sehr leicht gemacht. Die Darts-

Community hat mich gut aufgenommen und kam in vielen Situationen auf mich zu. So haben

sich auch neben dem Job viele interessante und nette Gespräche entwickelt, die einem den

Druck und die Aufregung genommen haben.

In den folgenden Tagen stand dann für mich das Vertiefen und Festigen der

Kamerakenntnisse an. Denn das habe ich schnell gelernt, die Bedienung einer Kamera ist das

Fundament eines Videojournalisten, zu dem ich hier ja ausgebildet werden soll. Deshalb

durfte ich viele Male Löwi und Dennis bei Einsätzen in Bremen für die Deichstube begleiten

und mich immer intensiver selbst an eigenen Videos versuchen. Ganz im Sinne dieses Textes

haben sich auch dabei viele neue erste Male ereignet. Erstmals habe ich

überhaupt das Weserstadion gesehen, eine Pressekonferenz besucht, ein Training gefilmt

und Videos auf Premiere Pro geschnitten. Mit der Zeit wurde ich immer sicherer in all diesen

Punkten und nach knapp einem Monat durfte ich dann alleine an die Weser fahren und

selbstständig die Videos für die Kanäle der Deichstube produzieren. Mittlerweile hat sich da

sogar eine Routine entwickelt, sodass ich völlig locker und sicher dieser Arbeit nachgehen

kann.

Diese Sicherheit zeigte sich dann auch immer mehr in anderen Bereichen der Arbeit bei RUN

Forward. Bei unserer wöchentlichen Konferenz, in der wir mögliche Beiträge für Sport1

diskutieren und ausarbeiten, hatte ich die Idee, ein Stück über Kevin Behrens zu produzieren. Der

Vorschlag wurde angenommen und zum Start meines zweiten Monats durfte ich

eigenständig das Exklusivinterview mit dem ehemaligen Nationalstürmer führen und

anschließend die MAZ schneiden, bebildern und vertonen.




Dass das mein erstes Mal war,

muss ich glaube ich mittlerweile nicht mehr erwähnen. Bei der Umsetzung des Ganzen

haben mir aber natürlich wieder alle aus dem Team ihr Ohr geliehen und Tipps gegeben. Für

mich war auch wichtig, dass ich zuvor schon ein Exklusivinterview miterleben durfte. Mit

Löwi bin ich wenige Tage zuvor nach Leipzig gefahren und habe ihm bei einem Interview mit

Nachwuchsspieler Nuah Jatta über die Schulter geschaut. Ein absolutes Highlight, denn

neben dem Interview haben wir ganz exklusive Einblicke in das Nachwuchsleistungszentrum

der Sachsen bekommen und Räume gesehen, von denen selbst erfahrene Journalisten nur

gehört haben.

Unterm Strich ist man bei RUN Forward viel unterwegs, sieht viel vom Norden unserer

Republik und ist sehr nah an den Spielern und Verantwortlichen im Fußball dran. Aber am

schönsten sind für mich immer noch die Stadionbesuche. Tausende Menschen kommen

zusammen und freuen sich auf 90 Minuten Leidenschaft und Unterhaltung. Mein erster

Stadioneinsatz als Volontär war beim Spiel Werder Bremen gegen Borussia Dortmund.

Samstagabend, Topspiel, Flutlicht – was will man mehr? Eine wilde und unterhaltsame Partie

mit drei Toren, einem Platzverweis und der Füllkrug-Rückkehr ins Weserstadion. Kann man

mal so machen. Für meinen zweiten Stadion-Einsatz ging es für mich im Dienste von Sport1

nach Köpenick an die Alte Försterei. Ein Stadion, das seinem Ruf definitiv gerecht wird. Für

den Doppelpass am Sonntagmorgen sollte ich nach der Partie Union gegen Werder in der

MixedZone auf Stimmenjagd gehen. Ein Auftrag, den ich wohl nie vergessen werde. Mir

wurde von vielen im Vorfeld und auch vor Ort gesagt, dass man eigentlich immer nur zwei

Leute interviewen kann. Ich hatte aber einfach Glück und durfte unterm Strich zwei Spieler

(Christopher Trimmel und Milos Veljkovic) und den Coach der Eisernen Nenad Bjelica

interviewen. Dabei war Veljkovic gar nicht geplant und ich musst mir spontan plötzlich ein

paar Fragen einfallen lassen. Eine Situation, vor der ich im Studium noch Angst hatte, da ich

Fußball zwar mag und gerne schaue, ihn aber nie als meine große Leidenschaft und mein

Expertengebiet verstanden habe. Dieser Tag in der Hauptstadt hat mir aber gezeigt, dass ich

das kann und vor dem direkten Kontakt zu den Akteuren keine Furcht haben muss.

Auf der Liste meiner bisherigen Highlights stehen immer noch so viele Sachen, doch einen

Tag muss ich abschließend nochmal hervorheben. Schon im Alter von 13 Jahren war für mich

klar, ich möchte Sportjournalist werden und im Fernsehen einen aktiven Part bei der

Berichterstattung übernehmen. Dass das 6 Wochen nach meinem letzten Uni-Tag schon der

Fall sein würde habe ich mir nie erträumt. Die turbulenten ersten Wochen waren von gleich

zwei Trainerentlassungen geprägt. Der HSV entließ Tim Walter und setzte mit Steffen

Baumgart einen absoluten Fanliebling auf die Trainerbank. Bei solchen Nachrichten wollen

wir immer vor Ort sein und das in Form von Aufsagern oder Liveschalten mit Sport1 zeigen.

Beim Trainerwechsel in der Hansestadt haben Nico und Löwi die Aufsager gemacht, mich

aber immer mitgenommen, damit ich auch dieses Szenario und die damit verbundenen

Anforderungen lernen kann. Als dann Ralph Hasenhüttl in Wolfsburg auf Niko Kovac folgte,

durfte ich den Aufsager über sein erstes Training machen. Mein erstes Mal vor der Kamera,

mein erstes Mal im Fernsehen – einfach nur Wahnsinn!

Ich kann mir gar nicht vorstellen was jetzt alles noch kommen soll. So viele spannende Dinge

habe ich schon erlebt, besonders mit dem VfL Wolfsburg – wenn das so weitergeht, dann

werde ich in meinen zwei Jahren als Volontär eventuell noch zum Fan der Wölfe ;) Aber

eines kann ich ganz sicher sagen: In diesem schnelllebigen Job ist kein Tag wie jeder andere

und somit wird es einem nie langweilig.

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