Ich kann mich noch sehr gut an meinen letzten Text erinnern, den ich in der Uni schreiben
musste. Es ging um einen Hockeyspieler, der gerade den Sprung in die Nationalmannschaft
geschafft hatte und kurz davor stand, seinen Traum von einer Olympia-Teilnahme zu erfüllen.
Genau diese Erfüllung habe ich immer wieder betont, um aufzuzeigen, dass wirklich alles in
den vergangenen Jahren auf dieses eine Ziel, diesen Traum hingeführt hat. Das Feedback
meines Dozenten war klar: „Sie dürfen nicht so häufig dieselben Wörter oder Ausdrücke
verwenden.“ Eine Anmerkung, die ich mir auf jeden Fall zu Herzen nehme, hier aber einfach
nicht berücksichtigen kann. Denn in meinen ersten Wochen bei RUN Forward habe ich so
viele Dinge zum ersten Mal gemacht.
Mit dem Tag meiner letzten Prüfung startete auch offiziell mein Volontariat bei RUN
Forward. Da ich aber auch am nächsten Tag direkt Geburtstag hatte, durfte ich direkt mal ein
langes Wochenende machen und meine letzten Tage als Student genießen. Sofort hat sich
gezeigt, ich komme in ein Team, in dem nicht nur professionelle Arbeit im Vordergrund
steht, sondern auch ein gutes Miteinander. An meinem ersten Tag habe ich dann zum ersten
Mal eine Kamera bedient, beziehungsweise es zumindest versucht. Fachausdrücke wie Sony
Alpha, Peaks, Gain, ND-Filter und Mic+48 klangen für mich wie ein Testdurchlauf eines
Raketenstarts, sind heute aber schon klar und selbstverständlich. Mit dieser Überdosis an neuen
Eindrücken und Wissen ging es für mich in der ersten Woche direkt zu einem Dartsturnier in
Hildesheim. Für mich war es ein weiteres erstes Mal. Völlig alleine und ohne Hilfe filmte ich
für Sport1 Schnittbilder und führte Interviews mit Spielern, die gleichzeitig bei dem Event
versuchten, sich eine Zukunft als Profi im Dartssport zu erspielen. Allerdings war es auch für
die Spieler ein erstes Mal. Denn zum ersten Mal fand ein Event der neugegründeten PDC
Europe NextGen statt. Mir wurde diese Feuertaufe allerdings sehr leicht gemacht. Die Darts-
Community hat mich gut aufgenommen und kam in vielen Situationen auf mich zu. So haben
sich auch neben dem Job viele interessante und nette Gespräche entwickelt, die einem den
Druck und die Aufregung genommen haben.
In den folgenden Tagen stand dann für mich das Vertiefen und Festigen der
Kamerakenntnisse an. Denn das habe ich schnell gelernt, die Bedienung einer Kamera ist das
Fundament eines Videojournalisten, zu dem ich hier ja ausgebildet werden soll. Deshalb
durfte ich viele Male Löwi und Dennis bei Einsätzen in Bremen für die Deichstube begleiten
und mich immer intensiver selbst an eigenen Videos versuchen. Ganz im Sinne dieses Textes
haben sich auch dabei viele neue erste Male ereignet. Erstmals habe ich
überhaupt das Weserstadion gesehen, eine Pressekonferenz besucht, ein Training gefilmt
und Videos auf Premiere Pro geschnitten. Mit der Zeit wurde ich immer sicherer in all diesen
Punkten und nach knapp einem Monat durfte ich dann alleine an die Weser fahren und
selbstständig die Videos für die Kanäle der Deichstube produzieren. Mittlerweile hat sich da
sogar eine Routine entwickelt, sodass ich völlig locker und sicher dieser Arbeit nachgehen
kann.
Diese Sicherheit zeigte sich dann auch immer mehr in anderen Bereichen der Arbeit bei RUN
Forward. Bei unserer wöchentlichen Konferenz, in der wir mögliche Beiträge für Sport1
diskutieren und ausarbeiten, hatte ich die Idee, ein Stück über Kevin Behrens zu produzieren. Der
Vorschlag wurde angenommen und zum Start meines zweiten Monats durfte ich
eigenständig das Exklusivinterview mit dem ehemaligen Nationalstürmer führen und
anschließend die MAZ schneiden, bebildern und vertonen.
Dass das mein erstes Mal war,
muss ich glaube ich mittlerweile nicht mehr erwähnen. Bei der Umsetzung des Ganzen
haben mir aber natürlich wieder alle aus dem Team ihr Ohr geliehen und Tipps gegeben. Für
mich war auch wichtig, dass ich zuvor schon ein Exklusivinterview miterleben durfte. Mit
Löwi bin ich wenige Tage zuvor nach Leipzig gefahren und habe ihm bei einem Interview mit
Nachwuchsspieler Nuah Jatta über die Schulter geschaut. Ein absolutes Highlight, denn
neben dem Interview haben wir ganz exklusive Einblicke in das Nachwuchsleistungszentrum
der Sachsen bekommen und Räume gesehen, von denen selbst erfahrene Journalisten nur
gehört haben.
Unterm Strich ist man bei RUN Forward viel unterwegs, sieht viel vom Norden unserer
Republik und ist sehr nah an den Spielern und Verantwortlichen im Fußball dran. Aber am
schönsten sind für mich immer noch die Stadionbesuche. Tausende Menschen kommen
zusammen und freuen sich auf 90 Minuten Leidenschaft und Unterhaltung. Mein erster
Stadioneinsatz als Volontär war beim Spiel Werder Bremen gegen Borussia Dortmund.
Samstagabend, Topspiel, Flutlicht – was will man mehr? Eine wilde und unterhaltsame Partie
mit drei Toren, einem Platzverweis und der Füllkrug-Rückkehr ins Weserstadion. Kann man
mal so machen. Für meinen zweiten Stadion-Einsatz ging es für mich im Dienste von Sport1
nach Köpenick an die Alte Försterei. Ein Stadion, das seinem Ruf definitiv gerecht wird. Für
den Doppelpass am Sonntagmorgen sollte ich nach der Partie Union gegen Werder in der
MixedZone auf Stimmenjagd gehen. Ein Auftrag, den ich wohl nie vergessen werde. Mir
wurde von vielen im Vorfeld und auch vor Ort gesagt, dass man eigentlich immer nur zwei
Leute interviewen kann. Ich hatte aber einfach Glück und durfte unterm Strich zwei Spieler
(Christopher Trimmel und Milos Veljkovic) und den Coach der Eisernen Nenad Bjelica
interviewen. Dabei war Veljkovic gar nicht geplant und ich musst mir spontan plötzlich ein
paar Fragen einfallen lassen. Eine Situation, vor der ich im Studium noch Angst hatte, da ich
Fußball zwar mag und gerne schaue, ihn aber nie als meine große Leidenschaft und mein
Expertengebiet verstanden habe. Dieser Tag in der Hauptstadt hat mir aber gezeigt, dass ich
das kann und vor dem direkten Kontakt zu den Akteuren keine Furcht haben muss.
Auf der Liste meiner bisherigen Highlights stehen immer noch so viele Sachen, doch einen
Tag muss ich abschließend nochmal hervorheben. Schon im Alter von 13 Jahren war für mich
klar, ich möchte Sportjournalist werden und im Fernsehen einen aktiven Part bei der
Berichterstattung übernehmen. Dass das 6 Wochen nach meinem letzten Uni-Tag schon der
Fall sein würde habe ich mir nie erträumt. Die turbulenten ersten Wochen waren von gleich
zwei Trainerentlassungen geprägt. Der HSV entließ Tim Walter und setzte mit Steffen
Baumgart einen absoluten Fanliebling auf die Trainerbank. Bei solchen Nachrichten wollen
wir immer vor Ort sein und das in Form von Aufsagern oder Liveschalten mit Sport1 zeigen.
Beim Trainerwechsel in der Hansestadt haben Nico und Löwi die Aufsager gemacht, mich
aber immer mitgenommen, damit ich auch dieses Szenario und die damit verbundenen
Anforderungen lernen kann. Als dann Ralph Hasenhüttl in Wolfsburg auf Niko Kovac folgte,
durfte ich den Aufsager über sein erstes Training machen. Mein erstes Mal vor der Kamera,
mein erstes Mal im Fernsehen – einfach nur Wahnsinn!
Ich kann mir gar nicht vorstellen was jetzt alles noch kommen soll. So viele spannende Dinge
habe ich schon erlebt, besonders mit dem VfL Wolfsburg – wenn das so weitergeht, dann
werde ich in meinen zwei Jahren als Volontär eventuell noch zum Fan der Wölfe ;) Aber
eines kann ich ganz sicher sagen: In diesem schnelllebigen Job ist kein Tag wie jeder andere
und somit wird es einem nie langweilig.
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