Es sind nur noch wenige Minuten bis zum Anwurf der Partie. Die Spannung steigt, die Energie in der Arena ist für alle Anwesenden zu spüren. Auf dem Videowürfel, der über der Mitte der Platte hängt, laufen letzte Videoschnipsel von Wahrzeichen Hamburgs und den Profis des Handballsportvereins Hamburg, das ganze bei pulsierender Musik. Ein Kollege aus der Regie gibt mir das entscheidende Zeichen - es geht los und ich rufe der Menge durchs Mikro zu: "Hier sind unsere Spieler, hier ist die Mannschaft unseres Handballsportvereins Hamburg! Mit der 13 - unser Kapitän - Niklas..." Und die Arena brüllt mir unisono ein "Weller" entgegen.
Die Mannschaftsaufstellung, dieser Höhepunkt meines Jobs als Hallensprecher beim Handballsportverein Hamburg, ist eine von vielen Facetten dieses Jobs. Ich fungiere an Spieltagen als Bindeglied zwischen der Arenashow, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle und dem Publikum. Meine Aufgaben reichen vom Anheizen des Publikums über die Weitergabe von Informationen bis zur Einbindung von Werbepartnern. Wer schon mal bei einem Indoor-Sportevent in einer Multifunktionshalle war, weiß, wie viele Eindrücke es gerade in Spielunterbrechungen für die Augen und Ohren gibt.
Spannend wird es für mich an Spieltagen aber schon eine Stunde vor Anwurf. In den Katakomben treffen sich die Schiedsrichter der Begegnung, die Betreuer beider Mannschaften, die Offiziellen Spielleiter des Deutschen Handballbundes und eben der Hallensprecher in einem Aufenthaltsraum. Es werden die Trikotfarben präsentiert, die Benutzung des Videobeweises erläutert und aufgeklärt, wie sich der Hallensprecher und die Stadionregie in bestimmten Situationen zu verhalten haben. Kurz nach dem Meeting im Inneren der Arena beginnt dann die Stadionshow mit Interviews, Gewinnspielen, Vorstellung des Gegners und Einordnung der sportlichen Situation beider Mannschaften.
Für mich hat der Job als Hallensprecher aber noch eine ganz andere besondere Note: Als ich im Jahr 2011 als Praktikant und Volontär in den Beruf des Sport- und Videojournalisten eintauchte, fand ich mich bei unzähligen Veranstaltungen in der heutigen Barclay's Arena und der altehrwürdigen Sporthalle Hamburg in Alsterdorf wieder. Damals berichtete ich über Heimspiele der Freezers oder auch des damaligen deutschen Meisters "HSV Handball", war aber auch beim Boxen, bei Charity-Events oder Endrunden der Hallenhockey-DM im Einsatz. Dass ich nun mit dem Mikro in der Hand mittendrin stehe und beim Handballsportverein Hamburg in beiden Spielstätten zum Einsatz kommen darf, hat eine eigenartige Wirkung auf mich. Es ist wie ein Erwachsenwerden oder eine weitere Stufe in der persönlichen Entwicklung.
Nur eine kleine Problematik gibt es dann doch mit meinen Einsätzen: Bisher habe ich dem Handballsportverein Hamburg wenig Glück gebracht. In der Alsterdorfer Sporthalle stehen bisher zwei Niederlagen gegen Stuttgart und Hannover zu Buche (einmal sogar auf Krücken, nur acht Tage nach einer Knie-OP, siehe Titelfoto). In der Barclay's Arena war ich zwei Mal gegen den THW Kiel als Hallensprecher am Start. Zuletzt gab es auch hier eine Pleite; mein einziger Lichtblick war der 12. April 2024, als erstmals in der jungen Vereinsgeschichte etwas Zählbares gegen die Kieler heraussprang. In letzter Sekunde erzielte Frederik Bo Andersen den 28:28-Ausgleich, nachdem Torwart-Legende Jogi Bitter glänzend pariert hatte. Die Halle stand Kopf, auch die Ansagen über die Arenaboxen machen so noch einmal mehr Spaß. Aber natürlich erhoffe ich mir bei einem weiteren Einsatz vor allem eines: einen Heimsieg mit mir am Hallenmikro.
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